Rauswurf der Herbstbrut in Hornissenvölkern
Immer wieder wird beobachtet, dass bei einzelnen Hornissenvölkern die späte Brut im Herbst bzw. Mitte September bis etwa Mitte Oktober, aus den Brutzellen gezerrt und draussen oder in der Kotstelle entsorgt wird.
Über die Gründe herrscht noch Uneinigkeit :
Die nachlassenden Pheromone der Hornissenkönigin im Staat mögen ein Grund sein, wodurch die Arbeiterinnen aufmüpfig werden, sich ihre Ovarien entwickeln und somit der Drang eigene Eier zu legen steigert. Da jedoch die meisten Zellen belegt sind, werden kurzerhand Larven aus den Zellen gezogen und mit einem unbefruchteten Ei bestiftet.
Ein weiterer möglicher Grund könnte sein, dass durch den Einbruch, den Tod zahlreicher Arbeiterinnen, die anfallenden Arbeiten im Hornissenstaat nicht mehr bewältigt werden können. Dies bedeutet, dass Larven zu wenig Futter erhalten, erkranken, verhungern und aus den Zellen fallen bzw. aus den Zellen gezogen werden. Da das Nest weiterhin peindlich sauber gehalten wird, werden die Larven entsorgt.
Der Sommer 2018 führte zudem dazu, dass bei Temperaturen über 34°C an exponierten Standorten die Brut Schaden genommen hat, sie wurde regelrecht gegart und zudem bei der Methamorphose Missbildungen bei derart grossen Hitze einher gingen.
Beobachtungen aus verschiedenen Jahren :
Das erste Mal von mir dokumentiert bzw. fotografiert wurde der Rauswurf einer Larve aus dem Hornissennest im Dachstock meiner Grossmutter bereits im Jahre 1989:
Links über der Hornissenarbeiterin mit der Larve befindet sich das Hornissennest; 29.09.1989
Die Hornissenarbeiterin trägt die dicke Larve, möglicherweise eine Drohnen-
oder Königinnenlarve, einen Balken herab Richtung Boden; 29.09.1989
Auf dem Dachstockboden wird die Larve zerbissen und etwas "Blut" getrunken; 29.09.1989
Hornissennest in einem Rebhäuschen oberhalb von Oberhallau (SH):
Eine Arbeiterin trägt eine tote oder kranke Larve aus ihrem Hornissennest; 24.10.1998
Aufmerksam auf das Hornissennest unterm Dach im 2008 wurden die Personen im Haus durch einen bräunlichen Fleck an der Decke des Schlafzimmers. Die Ausscheidungen aus der Kotstelle waren durch die Isolation, die Holz- und die Gipsdecke gesickert und hatten den Fleck verursacht.
Grosses Hornissennest mit umfangreicher Kotstelle und dutzenden toten Larven darin; 30.08.2008
Auch das Hornissenvolk in Hornissenkasten 4 hat im Herbst 2017 nach dem Tod der Altkönigin zahlreiche Larven in der Kotstelle entsorgt, was wiederum dazu führte, dass der Kotschlitz verschlossen und kein absickern der Ausscheidungen mehr möglich war.
Hier ist der Kotschlitz durch tote rausgeworfene Larven verstopft; 15.10.2017
Die Hitze und Trockenheit des Sommers 2018 machte nicht nur uns Menschen zu schaffen, sondern auch zur Hauptsache der Tier- bzw. Insektenwelt!!
So führten die hohen Temperaturen zu Missbildungen in der Entwicklung während der Methamorphose und zu Schädigungen im Larvenstadium. Zahlreiche Larven wurden so in den Zellen gegart, hernach von den Arbeiterinnen aus den Zellen gezupft und
entsorgt. Werden auf Plattenböden die noch weisslichen Larven zusammen gerollt und entsorgt, geschieht dies ohne grössere Spuren und Gerüche zu hinterlassen.
Schwarze, sackähnliche Larven sollten nicht mehr bewegt werden. Hier ist es ratsam, bis zur Austrocknung der Larve zu warten. Es können sonst sehr unangenehme Gerüche und Spuren entstehen.
Eine Arbeiterin mit einer Larve auf dem Balkonboden aus dem nahen
Hornissennest im Rollladenkasten; 30.07.2018
Spuren der massenhaften Entsorgung von Larven auf einem Balkon; 23.08.2018
Auch Hitze und Trockenheit des Sommers 2019 sorgte dafür, dass bei mehreren umgesiedelten Hornissenvölkern überdurchschnittlich viele Larven im Herbst entsorg wurden!!
Als Beispiel hier das Hornissenvolk aus einer Umsiedlung in Rieden (AG), welche oberhalb von Endingen (AG) an einer Eiche gehangen hatte. Das Hornissenvolk hat sich prächtig entwickelt, doch wohl eher früh seine Staatenmutter verloren.
Ausgeschaffte Larven in der Kotstelle einer Hornissenumsiedlungskiste; 22.11.2019
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