Lebensweise der Dunkelbrüstigen Asiatischen Hornisse
hier in Mitteleuropa
Der Lebenszyklus der Dunkelbrüstigen Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nth.) unterscheidet sich kaum von dem unserer heimischen Mitteleuropäischen Hornisse (Vespa crabro germana).
Beide haben einen langen Lebenszyklus. Dieser beginnt bei Vespa velutina nth. etwas früher. Erste Königinnen wurden teilweise schon Ende Februar Anfang März beobachtet. Es sind frühe Beobachtungen, welche jeweils auf eine warme Witterung zurückzuführen sind. Die Nistplatzsuche beginnt etwa Ende März Anfang April, während es bei Vespa crabro germana Ende April bis Mitte Mai werden kann. Der Zyklus dauert dann bis Ende Oktober und bei milden Temperaturen bis etwa Mitte November hinein. Ist der Frühling warm, so beginnt die Saison früher. Genau so verhält es sich wie zuvor geschildert im Herbst; sind die Tage länger warm, so verlängert sich die aktive Saison dementsprechend.
Die überwinterte Hornissenkönigin sucht sich im Frühjahr erst eine Stärkung in Form von Nektar, Baumsaft oder Honigtau. Bei der Vespa velutina nth. kann dies auch eine Honigbiene mit gefülltem Honigmagen aus einem Honigbienenschwarm sein. Keine Seltenheit, dass sich auch unsere Mitteleuropäische Hornisse diese Nahrungsquelle erschliesst (Eigene Beobachtung!).
Nun beginnen sich die Wege teils zu gabeln, während die Königin der heimischen Art eine Nisthöhle sucht, bevorzugt jene der Vespa velutina nth. den frei zugänglichen Nistplatz - sie ist ein FREINISTER! Standorte in Hecken, dichten Brombeerstauden (Siehe nachfolgendes Bild), an Kandelabern (Stassenleuchten), in Treibhäusern oder Gartenlauben werden zur Nestgründung aufgesucht und genutzt. Einzelne Beobachtungen aus Deutschland zeigen ein Verhalten zur Nestgründung wie bei unserer einheimischen Art. An solchen Orten sollte aber genügend Licht einfallen und es darf nicht zu dunkel sein. Plätze wie Vogelnisthilfen oder Kauzenbrutröhren (Vorbau) gehören dazu. Meist ein geschützter, nicht direkt einsehbarer Nestgründungsort. Liegt der Platz zu offensichtlich, so ergeht es ihr wie der Mittleren Wespe (Dolichovespula media) und ein solcher Startplatz wird geplündert oder fällt der aufkommenden Hitze, Trockenheit oder Unwettern zum Opfer.
Anfangsnest der Dunkelbrüstigen Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nth.)
im Brombeerstaudenhaufen; 13.06.2009 (Foto JP33; Frankreich)
Anfangsnest der Dunkelbrüstigen Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nth.) links in der Nisthilfe für den Steinkauz.
Hier nahm die Nestentwicklung im Eingangsbereich seinen Anfang.
Rechts davor das bekämpfte Sekundärnest aus demselben Baum; 26.09.2022 (Foto; aus dem Netz, Fotograf unbekannt)
Ist die Vespa velutina nth. Königin erfolgreich und hat ihre ersten Arbeiterinnen aufgezogen, so wächst das Nest bei ausreichendem Nahrungsangebot rasch an. Mit einem Hofstaat von etwa 50 bis 80 Arbeiterinnen erfolgt nun der Schritt zum Umzug in höhere Gefilde. Das Umzugsnest wird neu in Höhen von 10 bis 25 Metern in das Astwerk von Bäumen gehängt. Erste Arbeiterinnen beginnen wohl ähnlich wie bei der Mitteleuropäischen Hornisse an unterschiedlichen Orten mit der Erkundung und einem Neubau. Gemeinsam und mit der Königin wird dann entschieden, welcher Nistort der neue sein soll! Hernach entwickelt sich der Wabenbau und das Nest insgesamt rasch neu. Leider in der Regel blickdicht durch das Blattwerk der Bäume verdeckt und daher sehr schwer zu finden bzw. zu erkennen. Das geschäftige Treiben verschwindet aus dem Blickfeld der Menschen am Boden.
Nest der Vespa velutina nth. nach ihrem Umzug; (Bild: masbichos.com)
Mit den zahlreicher werdenden Arbeiterinnen steigt auch die Bautätigkeit und das Volk bzw. das Hornissennest wächst rasch an. Auch hier werden etwa ab Mitte Juli bis Anfang August die ersten Geschlechtstierzelle erbaut. Diese dienen vorerst der Aufzucht von Drohnen (Männchen) und im weiteren Wachstum dann für Jungköniginnen. Mit jedem neuen Stockwerk wächst nun die Anzahl an Geschlechtstieren, welche dann im Spätherbst ausfliegen können. Ab etwa Mitte August bis Anfang September beginnen die ersten Drohnen und rund zwei bis drei Wochen später die Jungköniginnen zu schlüpfen. Sollte bis dahin ein Nest der Vespa velutin nth. nicht entdeckt worden sein, so sinken mit jeder weiteren Woche die Chancen auf eine "nachhaltige" Dezimierung! Sowohl die Jungköniginnen wie auch die Drohnen fliegen ab etwa Mitte September vom Nest ab. Treffen aus unterschiedlichen Nestern sind die Regel, doch durch den genetischen Mix sind auch Kopulationen unter Nestinsassen möglich, jedoch selten.
Mit dem Tod der Staatengründerin gegen Anfang bis Mitte Oktober ist auch dem Volk der Vespa velutina nth. ein natürliches Ende gesetzt und das Absterben gegen Ende Oktober Anfang November abgeschlossen. Hernach tauchen durch den Blattverlust von Laubbäumen die Nester wieder auf. In der Regel sind die Nest meist leer oder werden nur noch von wenigen Arbeiterinnen und Geschlechtstieren besetzt. Ein milder Herbst kann aber auch hier zu einer Verzögerung im Absterbezyklus führen. Das Nest kann dann noch durch zahlreiche Insassen besetzt sein!
Ein entdecktes Nest (Siehe Bild unten) soll nun gemeldet und nicht von sich aus entfernt werden. Ohne Fachwissen sollten Sie die Finger unbedingt davon lassen! Melden Sie Ihre Beobachtung via Kontakt entsprechender Stelle - Danke. Von dort aus werden die nächsten Schritte ausgelöst.
Sichtbares Nest der Vespa velutina nth. nach dem Laubfall in Spanien; 02.03.2010 (Foto Père Igor)
Nestbaumaterial:
Die Vespa velutina nth. verwendet für ihre Nestanlage morsches Holz, Holz welches bereits durch einen Pilz zersetzt wird. An morschen Ästen, Stämmen, Scheiten oder Brettern sammelt die Königin im Frühjahr und später die Arbeiterinnen Holzfasern. Diese werden mit den kräftigen Madibeln (Kieferzangen) abgeraspelt, mit Speichel zu einem Knöllchen geformt und zum Nest geflogen. Dort wird an der Aussenhülle oder am Wabenbau das Baumaterial, nachdem es nochmals kräftig durchgekaut wurde, verbaut.
Arbeiterin von Vespa velutina nth. sammelt Baumaterial; (Bild folgt)
Ernährung:
Sowohl die Königin wie auch die Arbeiterinnen benötigen Kohlenhydrate um ihren Flugapparat zu betreiben. Den Bedarf an Treibstoff decken die Königin und die Arbeiterinnen mit Nektar, Honigtau, Baumsäften und dem Inhalt des Honigmagens von Honigbienen (Apis mellifera sp.). Zu Beginn der Saison fallen die Honigbienenfänge noch mager aus. Dies ändert sich jedoch ähnlich wie bei Vespula germanica und Vespula vulgaris im Spätsommer. Die beiden Wespenarten fall dann negativ an unseren Speisen und Getränken auf. Vespa velutina nth. jagt zu dieser Zeit vermehrt Honigbienen. Sowohl der Inhalt des Honigmagens wie auch der Flugmuskelapparat sind wichtig für die Auffütterung der Geschlechtstiere im Hornissenstaat!
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass jede Beobachtung am Bienenstand durch die Imkerin oder den Imker wichtig ist und gemeldet werden soll.
Das Muskelfleisch des Flugapparats der Beuteinsekten - zu etwa 70% sind es unterschiedliche Fliegenarten, Heuschrecken, Falter, Libellen, Forstschädlinge wie die Keulhornblattwespe, und Honigbienen (kleiner 30%, im ländlichen Raum/ Urban kann das Verhältis durchaus umgekehrt sein!) - dient als Larvenfutter und wie bereits erwähnt zu Ernährung der Geschlechtstiere. Auch bei Vespa velutina nth. erhält die Staatenmutter Eiweissnahrung zur Eiproduktion.
Markierte Vespa velutina nth. sammelt Futterteig bei der Beobachtung auf einem Bienenstand
in Konstanz (Deutschland) unmittelbar an der Grenze zur Schweiz; 18.10.2023
Vespa velutina nth. mit Beuteinsekt (KEINE Biene) an Blatt hängend; (Bild folgt)
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